Menschenmenge beim Public Viewing in Deutschland

Zusammen feiern, jubeln oder leiden

Public Viewing zur Weltmeisterschaft erzeugt Gemeinschaftsgefühl

Von Sascha Friedrich aus dem Thema »Sommer« · Titelbild von Sebastian Vandrey unter CC BY-NC 2.0

Geschwenkte Fahnen, übergestreifte Trikots und bemalte Gesichter. Zur Weltmeisterschaft wird rund um den Globus intensiv gehofft, gejubelt und manchmal auch geweint. Ab dem 12. Juni kämpft die deutsche Nationalmannschaft im circa 9400 Kilometer entfernten Brasilien um den heißbegehrten Titel.

Vor 24 Jahren stemmte zuletzt Lothar Matthäus den Pokal in die Luft. Spätestens seit der WM 2006 in Deutschland erfreut sich das Public Viewing aufgrund des Gemeinschaftsgefühls größter Beliebtheit. Mit Gleichgesinnten wird die Mannschaft tatkräftig unterstützt und so manche Leidensfähigkeit auf die Probe gestellt. Was in den Jahren 2002, 2006 und 2010 eindrucksvoll praktiziert wurde, soll auch bei der jetzigen WM am Zuckerhut seine Anwendung finden. Auch in diesem Jahr werden sich tausende Fußballbegeisterte auf den Fanfesten tummeln, um der schönsten Nebensache der Welt nachzugehen.

»Die übertragungszeiten sind einfach unpassend«

In Oldenburg sah es allerdings lange so aus, als müsse man auf Kneipen oder den heimischen Fernseher zurückgreifen. Seit 2002 organisierte bisher Helmut Jordan, Geschäftsführer der Werbeagentur Jordan Mediengestaltung, die Fußballfeste in Oldenburg. Doch dieses Jahr winkt er bereits im Vorfeld ab. »Die übertragungszeiten sind für unsere angestrebte Zielgruppe der 15-18-Jährigen einfach unpassend«, erklärt er und bezieht sich damit auf die späten Anstoßzeiten aufgrund der Zeitverschiebung.

»Bei uns ist bisher kein Public Viewing beantragt worden«

Noch vor wenigen Wochen bekräftigte Dr. Andreas van Hooven, Leiter des Pressebüros der Stadt Oldenburg: »Bis dato ist bei uns kein Public Viewing nach Versammlungsstättenverordnung beantragt worden.« Alles sprach für ein Public Viewing-freies Oldenburg während der Weltmeisterschaft in Brasilien, obwohl in all den Jahren zuvor eine entsprechende Live-übertragung angeboten wurde. Doch nun stellten die Weser-Ems Hallen einen Antrag bei der Stadt, für den Vorplatz der beiden EWE-Arenen an der Maastrichter Straße. Hier können Fußballbegeisterte alle Deutschlandspiele live mit verfolgen. »Wir wollten erst abwarten, ob alles auch technisch funktioniert«, begründet Hallen-Chef Jan Wartemann die relativ späte Bekanntgabe. 15 Essens- und Getränkestände sorgen für das leibliche Wohl des Zuschauers. Für zwei Euro Eintritt können die Auftritte der deutschen Nationalmannschaft um Neuer, Özil & Co. Live hautnah miterlebt werden.

Public Viewing beim Pumpwerk Wilhelmshaven

Auch in Wilhelmshaven öffnen sich dieses Jahr wieder die Tore der WM-Arena am Pumpwerk. »Durch unsere Open-Air-Veranstaltungen außerhalb der Weltmeisterschaft bietet sich das bei uns ohne größeren Aufwand einfach an«, erzählt Michael Reckers, Pächter der Pumpwerk Gastronomie. Er selbst sei ein riesiger Fußballfan und genießt seit 2010 durch das Public Viewing das atemberaubende Gemeinschaftserlebnis. Das zusammen Fußball Schauen mache für ihn diesen Sport so besonders. Deshalb hatte er auch keinen Gedanken daran verschwendet, aufgrund der Zeitverschiebung auf Public Viewing zu verzichten. Konzipiert ist das Gelände für maximal 4.500 Personen. Reckers rechne mit Minimum 2000 Besuchern, sollte das Wetter nicht mitspielen.

Zusammenarbeit für die Sicherheit des Zuschauers

Auch um die nötige Sicherheit wurde sich rechtzeitig gekümmert »Wir arbeiten sehr eng mit der Stadt und der Polizei zusammen. Beide Parteien zeigten sich in den Gesprächen sehr kooperativ«, erklärt Reckers, der alle Deutschlandspiele auf großer Leinwand überträgt. Für sechs Euro inklusive Verzehrmarken heißt es im Pumpwerk klatschen, bangen und hoffentlich jubeln, um den ersehnten Titel endlich nach Deutschland zu holen. Die restlichen Spiele können im Innenraum des Pumpwerks auf den Fernsehern mit verfolgt werden.